Reisekrankheit: Vorbeugen & Tipps bei Reiseübelkeit

Die Reisekrankheit – in der Fachsprache auch als Kinetose bezeichnet – ist eine Gruppe von Beschwerden, die durch Störungen des Gleichgewichtssinns hervorgerufen werden. Die Reisekrankheit ist an sich ungefährlich, dennoch ist sie weit verbreitet und macht vielen Menschen stark zu schaffen. Wie du der Übelkeit beim Reisen vorbeugen, und wie du die Beschwerden behandeln kannst erfährst du hier.  
Reisekrankheit: Vorbeugen & Tipps bei Reiseübelkeit Reisekrankheit: Vorbeugen & Tipps bei Reiseübelkeit

Was steckt eigentlich hinter der Reisekrankheit?

Ein flaues Gefühl im Magen, Schwindel, Kopfschmerzen, Hautblässe, Übelkeit und sogar Erbrechen: Die Reisekrankheit ist ein weit verbreitetes Phänomen! Auch wenn sie nicht gefährlich ist, so ist sie doch für die betroffenen Menschen eine sehr große Belastung.

Die Fachbezeichnung für die Reisekrankheit lautet „Kinetose“ – vom griechischen Wort „kinein“ – das ins Deutsche mit „bewegen“ übersetzen werden kann. Der Reiz, der den Betroffenen nämlich so sehr zu schaffen macht, ist die Bewegung, so etwa kurvige Fahrtstrecken im Auto, ruckelnde Reisebusse und Züge, wackelnde Schiffe auf hoher See oder schwingende Flieger in schwindelerregender Höhe.

Durch die Bewegung wird das Gleichgewichtsorgan im Innenohr durcheinandergebracht und es kommt zu den typischen Symptomen der Reisekrankheit. Aus diesem Grund wird die Reisekrankheit auch zu den sogenannten Bewegungskrankheiten (motion sickness) gezählt.

Welche Formen der Reisekrankheit gibt es?

Grundsätzlich unterscheidet man folgende Varianten der Reisekrankheit:

Seekrankheit & Landkrankheit

Die Seekrankheit zeigt sich auf Schiffen oder sonstigen Wasserfahrzeugen.

Die Landkrankheit lässt sich bei Menschen beobachten, die nach einer Seereise auf festem Erdboden Symptome einer Reisekrankheit entwickeln. Schon der Hafenanlegesteg scheint für die Reisekranken zu schwanken, denn der Körper ist noch auf die wellenartigen Bewegungen des Schiffes eingestellt.

Eine solche Erfahrung machen häufig Seeleute, die lange Zeit auf hoher See verbracht haben.

Flugkrankheit

Die Flugkrankheit kommt eher selten vor. Hier wird den Betroffenen auf Flugreisen übel. Dabei spielt es keine Rolle, ob es Flüge über Langstrecken oder Kurzstrecken sind.

Die Flugkrankheit kann manchmal auch in Kombination mit Flugangst auftreten, der sogenannten Aviophobie: Beide Empfindungen können zudem einander verstärken.

Raumkrankheit

Eine Reisekrankheit können auch Astronautinnen und Astronauten entwickeln: Wegen der fehlenden Schwerkraft im All kann es zu Übelkeit und Schwindelgefühlen kommen. Diese Form der Reisekrankheit wird als „Raumkrankheit“ bezeichnet.

Zu einer Reisekrankheit können dabei die unterschiedlichsten Situationen führen, so beispielsweise die Fahrt mit einer Hochseilbahn, der Ritt auf einem Pferd oder Kamel, eine Schiffsrundfahrt auf einem See oder auch der Aufenthalt in einem hohen Gebäude.

Wird die Kinetose beispielsweise von Computerspielen, in einem 3D-Erlebniskino bzw. einem Fahrzeug- oder Flugsimulator ausgelöst, spricht man von einer Pseudokinetose. In diesem Fall liegt keine „echte“ Bewegung vor, sondern nur ein entsprechender visueller Reiz über die Augen.

Wie entsteht die Reisekrankheit?

Wissenschaftler vermuten als Ursache der Reisekrankheit widersprüchliche Meldungen verschiedener körpereigener Sinnesorgane an das Gehirn.

In einem Fahrzeug melden beispielsweise die Augen dem Gehirn, dass sich der Körper bewegt. Das Gleichgewichtsorgan im Innenohr kann jedoch während der Fahrt keine Erschütterungen wahrnehmen und schickt die Meldung ans Gehirn, dass sich der Körper im Ruhezustand befindet.

Diese widersprüchlichen Signale sorgen im Gehirn für reichlich Unruhe und auch das vegetative Nervensystem, das unbewusst die körpereigenen Organfunktionen mitsteuert, reagiert infolgedessen verwirrt.

Durch welche Anzeichen äußert sich eine Kinetose?

Eine Kinetose kann sich in unterschiedlich starker Ausprägung äußern. Im Anfangsstadium treten in den meisten Fällen nur milde Symptome auf wie zum Beispiel Müdigkeit, häufiges Gähnen oder eine vermehrte Speichelproduktion.

Als typische Reisekrankheit werden meistens folgende Symptome bezeichnet:

  • Reiseübelkeit
  • Erbrechen
  • Schweißausbrüche
  • Schwindelgefühle
  • Kopfschmerzen
  • blasse Haut
  • Hyperventilation (schnelle Atmung)

 In einem solchen Fall kommt es zu einem Blutdruckabfall sowie einem beschleunigten Herzschlag (Tachykardie).

In den meisten Fällen erholen sich die Betroffenen jedoch recht schnell von der Reisekrankheit, nämlich sobald die unterschiedlichen Sinneseindrücke wieder in Einklang gebracht werden können.

In vereinzelten Fällen kann die Reisekrankheit jedoch auch bedrohliche Ausmaße annehmen. Das ist zum Beispiel dann der Fall, wenn Beschwerden wie Erbrechen oder Übelkeit über mehrere Tage hinweg andauern. Die betroffenen Personen verlieren dadurch große Wasser- und Salzmengen: Der Elektrolythaushalt gerät aus dem Gleichgewicht.

Einige Menschen, die unter Kinetose leiden, fühlen sich schlapp und ausgelaugt, regelrecht apathisch! In sehr seltenen Fällen kann es infolge einer Reisekrankheit sogar zu einem Kreislaufzusammenbruch kommen.

Welche Risikofaktoren gibt es für eine erhöhte Reisekrankheitsanfälligkeit?

Einige Menschen sind anfälliger für die Entwicklung einer Reisekrankheit. Die Ursache hierfür ist die unterschiedliche Wahrnehmung von Reizen sowie die individuelle Verfassung.

Generell sind Frauen häufiger betroffen als Männer. Wissenschaftliche Forscher gehen davon aus, dass es einen Zusammenhang gibt, zwischen dem weiblichen hormonellen Haushalt sowie der Kinetose-Anfälligkeit. So zeigt sich die Reisekrankheit während der Menstruation oder in der Schwangerschaft häufiger.

Kinder werden in den meisten Fällen zwischen dem zweiten sowie dem zwölften Lebensjahr reisekrank.

Zudem gibt es folgende Risikofaktoren:

  • Häufige Migräneattacken
  • Schlafmangel
  • Flugangst oder allgemeine Angst vor der Reisekrankheit
  • Alkoholgenuss vor Antritt der Reise
  • Antritt der Reise mit leerem Magen
  • Schwer verdauliche oder fettreiche Mahlzeiten kurz vor Reiseantritt

Wie wird die Reisekrankheit festgestellt?

Die Diagnose der Reisekrankheit kann in den meisten Fällen ganz klar gefällt werden, denn die Symptome zeigen sich in den klassischen Situationen wie etwa im Flieger, auf dem Schiff oder im Auto. Leicht oder mittelschwere Reisebeschwerden können die betroffenen Personen oder die Mitreisenden in den meisten Fällen selbst einordnen.

Bei stark ausgeprägten Symptomen sollen die genauen Hintergründe immer ärztlich abgeklärt werden. Nur so kann sichergestellt werden, dass keine anderen Erkrankungen oder Infektionen dahinterstecken, die unter Umständen zu Erbrechen oder einem Kreislaufzusammenbruch führen könnten.

Was ist bei der Reisekrankheit zu tun?

Zur Prävention wie auch zur Behandlung gibt es verschiedene Möglichkeiten:

Verhaltensmaßnahmen

Es ist von zentraler Bedeutung, die Sinneseindrücke mit der jeweiligen Bewegung in Einklang zu bringen. Das heißt beispielsweise auf Auto- oder Busfahrten vorne zu sitzen und den Blick in Fahrtrichtung auf die Straße zu richten.

Sind die Reisekrankheitssymptome stark ausgeprägt, kann es hilfreich sein, wenn sich die Betroffenen flach auf den Rücken legen und die Augen schließen. Auf diese Weise können unerwünschte visuelle Reize ausgeschaltet werden.

Medikamentöse Möglichkeiten

Es kann helfen, bereits bei den ersten leichten Anzeichen einer Reisekrankheit zu bestimmten Arzneimitteln zu greifen. Dadurch können die Symptome oft gelindert oder abgefangen werden.

Diese Medikamente enthalten antiallergische Wirkstoffe (beispielsweise Cinnarizin oder Dimenhydrinat) und helfen zudem gegen Erbrechen und Reiseübelkeit. Diese Wirkstoffe sind erhältlich als Kaugummi, Zäpfchen, Pflaster oder Tabletten.

Tipp: Wenn Du zur Reisekrankheit neigst, kannst Du diese Mittel schon einige Stunden vor dem Beginn der Reise einnehmen. Beachte aber bitte, dass die meisten Präparate schläfrig und müde machen. Lies daher immer die Packungshinweise aufmerksam durch und besprich die Einnahme im Vorfeld unbedingt mit einem Arzt oder Apotheker.

Alternative Methoden

Einigen Betroffenen können auch homöopathische Mittel, Akupunktur oder Ingwer eine Symptomlinderung verschaffen. Die Wirksamkeit dieser Maßnahmen ist bislang aber noch nicht wissenschaftlich erwiesen.

  • Akupressur Armband gegen Übelkeit / Seekrankheit
  • Cocculus Globuli

Bei den meisten betroffenen Personen klingen die Beschwerden auch ohne eine Behandlung ab, sobald die ungewohnte Bewegung aufhört. Bei einer längeren Seereise klingen die Symptome im Allgemeinen nach spätestens drei bis vier Tagen von selbst wieder ab.

Entspannt reisen: So kannst Du vorbeugen

mit der Bahn

  • Wähle möglichst einen Platz in Fahrtrichtung.
  • Sorge wenn möglich auch zwischendurch immer wieder für frische Luft.
  • Wenn Du aus dem Fenster schauen möchtest, dann blicke möglichst in die Ferne, in Richtung Der Blick auf die nah vor Dir liegende Landschaft, die in Sekundenschnelle vorbeizieht, ist ein klassischer Auslöser für die Reisekrankheit.

mit dem Bus

  • Wähle möglichst einen Sitzplatz in den vorderen Reihen.
  • Vermeide Sitzplätze direkt hinter der Vorderachse, denn dort schaukelt es wesentlich stärker. Im Idealfall solltest Du freie Sicht auf die Frontscheibe haben. Wenn Du aus dem Seitenfenster schauen möchtest, gilt dasselbe wie bei der Bahnreise.

mit dem Auto

  • Setze Dich möglichst auf den Beifahrersitz.
  • Bitte den Fahrer abrupte Fahrmanöver wie etwa Spurwechsel oder starke Beschleunigungen zu vermeiden.
  • Öffne ab und zu während der Autofahrt das Fenster.
  • Bei längeren Autofahrten sollten ungefähr alle zwei Stunden eine Pause gemacht werden.

 mit dem Flugzeug

  • Der beste Sitzplatz im Flieger ist am Mittelgang, denn dort ist es im Allgemeinen am ruhigsten.

 mit dem Schiff

  • Wähle möglichst eine Kabine in der Schiffsmitte, unmittelbar über dem Wasserspiegel: An dieser Stelle fühlst Du den Seegang am wenigsten.
  • Versuche so oft wie möglich an die frische Luft zu gehen, aber vermeide direkte Sonneneinstrahlung auf Deinem Kopf.
  • Blicke zum Horizont in die Ferne.
  • Fokussiere Dich nicht auf die schwankenden Schiffsbewegungen, sondern versuche Dich durch Unterhaltungen mit anderen Reisenden abzulenken.
  • Vermeide es, an Bord zu lesen oder zu schreiben. Das kann die Reisekrankheitssymptome nur noch mehr verstärken.

Reisekrankheit: Die besten Tipps gegen Übelkeit & Erbrechen

Bereits vor der Reise können einige vorbeugende Selbstmaßnahmen ergriffen werden, um die Reisekrankheit zu vermeiden oder zumindest die Beschwerden abzuschwächen:

  • Reisen sollten immer möglichst ausgeruht angetreten werden. Auch Stress ist im Vorfeld zu vermeiden.
  • Vor dem Beginn der Reise sollten nur leichte, fettarme Mahlzeiten gegessen werden, beispielsweise ein Obstsalat.
  • Verzichte wenn möglich auch auf Koffein oder beschränke den Genuss auf eine kleine Tasse.
  • Schränke den Konsum von Zigaretten möglichst schon vor Reiseantritt ein, oder besser versuche darauf zu verzichten.
  • Verzichte Auf Alkohol, im Idealfall auch am Vortag der Reise.
  • Kaubewegungen können Symptome lindern: Neben Kaugummi kannst Du auch zu Karotten oder Äpfeln greifen.
  • Trinke vor Reiseantritt kohlensäurearmes Mineralwasser, Kräuter- oder Früchtetee.
  • Arzneimittelpräparate gegen Reisekrankheit sind am wirksamsten, wenn sie mindestens eine halbe Stunde vor dem

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